Mit Teppichen schützen Menschen seit Jahrtausenden ihre Heimstätten vor Kälte oder Hitze. Die flachen Wohnaccessoires schmücken Wände und Fußböden in Jurten, Häusern und Hütten. Ursprünglich stand für die kunstvollen Handarbeiten nur Material aus der Natur der Umgebung zur Verfügung.
Ebenfalls wurden Farben für die verwendeten Fasern aus Pflanzen oder tierischen Bestandteilen gewonnen. Bekannte Vertreter von Ethnoteppichen sind Teppichvarianten orientalischer Länder. In den verwebten oder verknüpften Mustern drückten und drücken Volksstämme ihren Glauben, Lebensgewohnheiten und Vorlieben aus. Viele Motive wiederholen sich auf der Kleidung und an bzw. auf Gebrauchsgegenständen des täglichen Gebrauchs. Sie dienen im sozialen und gesellschaftlichen Kontext auch als Wiedererkennungsmerkmal. Mit der Erfindung der industriellen Fertigung werden Ethnoteppiche auch maschinell hergestellt. Ihre Dekore sind den ursprünglichen, regionalen Varianten nachempfunden.
Zur Unterscheidung werden Modelle dieser maschinellen Machart als »Teppich in Ethno-Optik« beschrieben. Dagegen muss ein echter Ethnoteppich handgearbeitet sein und darf nur aus Materialien bestehen, die auch im jeweiligen Volk verwendet werden.
Traditionell haben Regionen weltweit ihre eigenen Herstellungstechniken für Ethnoteppiche. So unterscheiden sich Orient- und Berberteppiche in Struktur, Musterung und Machart deutlich von den jüngeren europäischen Teppichfertigungen. So unterscheiden sich ethnologisch die verschiedenen echten Ethnoteppiche hauptsächlich:
Sie sehen aus wie gewebte Bilder und werden dementsprechend auch als »Bildteppich« bezeichnet. Der Dicke nach sind Wirkteppiche flach und glatt. Hergestellt werden sie aus Leinen oder Baumwolle. Durch die Herstellungstechnik mit einem nur am Rand verbundenen und zurückgeführten Schuss (quer eingearbeitete Wollfäden) erscheint das gleiche Muster auf der Ober- und Unterseite des Teppichs. Bekannte Ethnoteppiche in Wirktechnik sind der Kelim und Sumak.
Während Wirkteppiche eher aus morgenländischen Regionen stammen, ist die Herstellungstechnik des Webens eine abendländische Entwicklung. Webteppiche können glatt sein, zum Beispiel der Jute-, Haargarn- oder Kokosteppich. Oder sie haben anstelle von Flor eine weiche Oberfläche aus Schlingen. Bekannt dafür sind der Boucléteppich bzw. Brüsseler Teppich. Webteppiche mit Flor können samtig sein, nur kurz von Velours bedeckt sein oder sich plüschig anfühlen.
Knüpfteppiche entstehen in zwei unterschiedlichen Herstellungsprozessen. Zuerst wird eine Unterlage aus Ketten von Baumwolle, Wolle, Leinen oder Tierhaaren (häufig Ziegenhaar) in der späteren Endgröße hergestellt. Darauf werden Flormaschen aus Schafwolle oder Seide, Knoten für Knoten eingeknüpft. Je enger die Knoten später auf der Unterseite eines Knüpfteppichs zu sehen sind, desto wertvoller ist er. Bekannte Teppiche dieser Machart sind Teppiche aus Anatolien, von Nomadenvölkern, aus der Türkei, Persien, Indien oder Pakistan.
Überwiegend spiegeln traditionelle Muster auf Ethnoteppichen den Glauben der jeweiligen Volksstämme wider. Zum Teil sind auch verehrte Tiere und Motive des alltäglichen Lebens sowie der Natur abgebildet. Manche Knüpfteppiche sind so detailreich gestaltet, dass sie wie ein Bilderbuch gelesen werden können:
Kleine Volksgruppen entwickeln Teppichmuster entsprechend ihrem realen regionalen Leben. Zurückhaltende Farben deuten auf eine kühle und karge Region hin, kräftige Musterungen auf eine turbulente und eher warme Lebensumgebung. Geschichtlich bedingt bevorzugten die Herrscher unterschiedlicher Regionen aufwändige und entweder extrem flache oder flauschig-hochflorige Teppiche. Zum Beispiel zeichnen Berberteppiche ihre dicke Struktur aus, die von sehr hochflorigen Flokatiteppichen noch übertroffen wird. Teppiche für den Gebrauch im Volk bleiben allerdings eher schlicht. Hier kommt es bei der Materialzusammensetzung darauf an, was in welcher Region in der natürlichen Umgebung verfügbar ist. Sisal, Blattfasern, Flachs, Hanf, Baumwolle oder ähnliche Materialien überwiegen bei diesen bodenständigen Varianten.
Die vier Elemente, Gottheiten, Gebetsgewohnheiten oder ähnliche Ansichten sind regional unterschiedlich in feinster Handarbeit verewigt. Nach strengen Vorschriften für die Proportionen der Darstellungen werden bis heute typische florale oder geometrische Anordnungen ein- bzw. aufgearbeitet.
Neben den Glaubensmotiven sollen Teppiche auch spirituell begleiten, meistens mit Schutzsymbolen für Bewohner und Besucher. Glückwünsche im Teppichmuster sind für Fremd schwer erkennbar, wirken aber durch farbenprächtige Symbolik oder zurückhaltende Harmonie wie ein warmes Willkommen. Orientteppiche sind aus diesem Grund besonders filigran in der Gestaltung und farbenprächtig im Gesamtbild. Gehuldigt wird in einfachen Darstellungen den Tieren und Pflanzen, die Menschen einer Region ernähren.
Gewirkte und gewebte Ethnoteppiche kannst du absaugen, ausschütteln und bei Bedarf nass abbürsten. Knüpfteppiche können ebenfalls abgesaugt und bei starker Verschmutzung mit speziellen Teppichpulvern grundgereinigt werden. Einige Naturmaterialien vertragen grobe Behandlung allerdings schlecht. Sie gibst du am besten zu einer professionellen und erfahrenen Teppichreinigung.
Zur Pflege hochwertiger Ethnoteppiche sollen sie weder ständiger Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden noch in Feuchträumen ausliegen. Während Schafwolle mit dem Dunst im Badezimmer gut zurechtkommt, kann die Unterlage aus Leinen oder Baumwolle vom Dunst angegriffen und zerstört werden. Sisal oder Kokosfaser dagegen kannst du sogar auf der Terrasse auslegen und mit dem Hochdruckreiniger abspritzen.
Je schlichter eine Einrichtung, desto zurückhaltender soll auch das Muster deines Ethnoteppichs sein. Zum Beispiel passen die geometrischen Darstellungen aus Nepal oder Mexiko optimal zum Kubismus und Purismus in Linien und Möbelfarben. Bist du dagegen im Vintage-, Landhausstil oder Shabby Chic eingerichtet, dürfen Farben und Motive ebenfalls verschnörkelt und kräftig sein. Ethnoteppiche können rund oder quadratisch sein oder als Brücke eine Rechteckform haben. In den Flur passen solche Brücken gut, während unter deinem Esszimmertisch ein runder Teppich toll aussieht. Als Spielteppich im Kinderzimmer sind gewirkte und gewebte Teppiche gut geeignet. Knüpfteppiche mit unterschiedlich hohem und dichtem Flor geben dem Wohnzimmer eine gemütliche Ausstrahlung.
Wähle für den Flur bzw. Eingangsbereich deiner Wohnung am besten einen Ethnoteppich in dunkeln und gedeckten Farben. Denn auch bei regelmäßigem Absaugen vergrauten bunte Farben rasch unter den Schuhen, die ständig darüber laufen. Achte bei der Größe auf die Raumumgebung. Eine schmale Brücke streckt den Raum optisch, zum Beispiel einen kleinen Hausflur. Runde Teppiche zeichnen eckige und verwinkelte Raumkonzepte weich. Das große Teppichquadrat auf dem Laminat im Wohnzimmer kannst du nur schwer zur Reinigung bringen. Möchtest du nicht die mobile Teppichreinigung nach Hause bestellen, kannst du vielleicht zwei kleinere Formate farblich und im Muster kombinieren. Sie sind leicht zu transportieren und somit für die professionelle Teppichreinigung praktischer. Ethnoteppiche sind ein künstlerischer Spiegel des Glaubens und der Lebensgewohnheiten internationaler Volksstämme. Der Tradition entsprechend verwenden die regionalen Teppichhersteller Materialien und Farben, die vor ihrer Haustür verfügbar sind. Bei der Kaufauswahl solltest du auch den Pflegeaufwand und die Strapazierfähigkeit beachten.